Die Geschichte hinter WIMM
Für den Neubau des Gastronomiegebäudes am Ekkharthof, einer Wohn- und Arbeitsstätte für Menschen mit Betreuungsbedarf, wurde durch die Architekten eine Möbelserie aus Tisch und Stuhl entwickelt. Aufgrund vieler Nachfragen haben wir uns entschlossen, diese Möbel nun auch öffentlich zum Kauf anzubieten.
Doch warum entwerfen wir einen neuen Stuhl und einen neuen Tisch, obwohl es doch schon genügend Tische und Stühle zu kaufen gibt?
© Lucas Peters, Zürich
Aus zwei Gründen
Zum einen sollten die Möbel in den hauseigenen, betreuten Werkstätten des Ekkharthofs hergestellt werden können. Die hier arbeitenden Menschen können so zur Wertschöpfung des Betriebs beitragen und einen starken Bezug zum Produkt entwickeln.
Zum anderen war es für die variable Nutzbarkeit des Raumes nötig, dass der Tisch klappbar, der Stuhl stapelbar ist. Unsere Vorstellung war es aber, dass die Möblierung eher wie in einer Beiz daherkommt: solide, hölzern, massiv. Kurz: Wir wollten einen Tisch, der aussieht wie ein Tisch, nicht wie ein Stapeltisch. Und einen Stuhl, bei dem die Stapelbarkeit nicht im Vordergrund des Entwurfs steht. Weil es solche Produkte am Markt kaum gab, haben wir uns daran gemacht, sie zu entwerfen.
Betreutes Handwerk und digitale Vorfabrikation
Die Inklusion von Menschen mit Betreuungsbedarf im Herstellungsprozess war erklärtes Ziel der Gestaltung. Darum wurden die technischen und handwerklichen Möglichkeiten des Herstellungsprozesses in einer betreuten Werkstatt schon bei der Gestaltung berücksichtigt. Die Zahl der Einzelteile ist reduziert, die einzelnen Arbeitsschritte simpel.
Dennoch ist die Herstellung eines so komplexen Möbels im Rahmen einer betreuten Werkstatt nur umsetzbar, indem die Möglichkeiten der digitalen Fabrikation genutzt werden. Die passgenaue, kraftschlüssige Fügung der Einzelteile ist für die Stabilität essentiell. Und die traditionellen Verbindungen werden durch digitale Tools wieder erschwinglich.
Dafür haben wir einen massgeschneiderten Produktionsprozess entwickelt: Das Rohholz aus dem Aargau wird am Ekkharthof zu Platten verleimt. Daraus werden werden die Einzelteile der Zargen, die Sitzflächen und die Lehne des Stuhls in den Werkstätten des Vereins Zürcher Eingliederung CNC-gestützt hergestellt. Die Fräsungen in den Beinen der Tische sowie die Schwalbenschwanzverbindungen werden im CNC-Fräscenter der Heimstätten Wil gefertigt.
Die so hergestellten Teile sind extrem passgenau. So können die Möbel in der betreuten Werkstatt am Ekkharthof einfach zusammengebaut werden – und gleichzeitig einem extrem hohen handwerklichen Anspruch genügen.
Dauerhaftigkeit und Stabilität
Die Materialstärken und Verbindungen sind grosszügig dimensioniert. So kann den hohen Anforderungen an Dauerhaftigkeit bei der täglichen Nutzung in öffentlichen Gebäuden entsprochen werden. Nach jahrelangem Gebrauch kann die massive Tischplatte abgeschliffen werden und sieht wieder aus wie neu.
Die Rückenlehne und die Hinterbeine sind unter Dampf gebogen. So behalten diese Teile trotz ihrer Form ihre Stabilität – die Faserrichtung des Holzes entspricht dem Kräfteverlauf. Und die Hinterbeine des Stuhles sind weit ausgestellt, sodass er auch für bei etwas unruhigeren Benutzern kippsicher bleibt.